Segeltörn in den Kykladen Juli 2017


Bordtagebuch und Bildergallerie vom Segeltörn im saronischen Golf

Erzählungen aus einem windreichen Segeltörn durch eines der weltbesten Segelreviere! Meltemi-Vorhersagen bis zu knapp acht Beaufort zwang die Crew, in ein anderes Gebiet zu wechseln, den saronischen Golf. In diesem Reisebericht mit den Bildern kannst du die Reise nacherleben. Falls du nur die Fotos ansehen möchtest, kommst du hier dazu. Viel Spass!

Nervenkitzel bei der Anreise nach Lavrion

Samstag, 15. Juli 2017

04:30. Der Wecker ging los. Was für eine unchristliche Zeit für den Skipper Roger, um aufzustehen. Der Flug von Zürich über Berlin Tegel, dann über Belgrad nach Athen ging schon in der Frühe. Alles lief wie am Schnürchen. Aber dann in Tegel wollte die Air Serbia einfach nicht starten.

 

Der Skipper schaute auf die Uhr und, nachdem bereits 45 Minuten verstrichen waren, glaubte er seinen Anschluss in Belgrad schon verpasst. Schuld daran war ein riesen Tohuwabohu mit dem Gepäck. Einige Gepäckstücke wurden wieder aus dem Flugzeug ausgeladen, dann wieder eingeladen. Die Stewardess meinte, die Gepäckstücke seien sicher. An Bomben dache der Skipper in dem Moment nicht ;-) Es war stressig, doch glücklicherweise wartete der Anschlussflug zur Segeldestination in Belgrad.

 

Im Hafen lief alles Hand in Hand. Wie üblich kauften die einen ein, während die anderen die Yacht prüften. Das Nachtessen gab es im Αυλη Ταβερνακι Μαζεδοπωλειο in Lavrion (in unseren Schriftzeichen so viel wie Yard Taverne Mazedopoleio). Das Restaurant ist gut in Sachen Seafood. Das Knoblauchbrot war brutal deftig und das mit Feta und Tomaten gefüllte Pouletbrüstchen eher trocken, geschmacklich jedoch der Knüller.

Planänderung nach Ak Kolonia anstatt Loutra

Sonntag, 16. Juli 2017

Nach der obliagten Sicherheitseinweisung setzten wir über nach Kythnos. Schon das Ablegemanöver gestaltete sich tricky. Der Seitenwind drücke den Bug gleich nach dem Lösen der Mooring-Leine ins Lee. Nur indem wir mit ordentlich Vorwärtsgas in die luvseitige Heckleine eindampften, war es mögich, den Bug zu halten. Kaum aus dem Hafen ritten wir auf zwei Meter hohen Wellen mit sechs Beaufort im Rücken. Die Überfahrt hat einigen Neulingen der Crew zugesetzt. Die Fische hatte es vermutlich gefreut. Aber weiter auf Details einzugehen, wäre unangebracht. So entschieden wir uns auch, nicht nach Loutra, sondern nach Ak Kolona zu gehen und die Nacht dort zu verbringen. Ak Kolona besteht aus zwei Buchten, die von einem ca. 20 Meter breiten Sandstrand getrennt sind. Ein schöner Ort. Der Caesars Salad auf dem Schiff schmeckte allen. Dessert gab es für Elena, Astrid, Carola, Maren und Roger im schönen Restaurant auf der Anhöhe nördlich der Bucht. Der Kellner servierte griechischen Joghurt mit Honig und Erdbeer- und Zitronen-Granita. Was für ein schöner Ausklang.

Weltuntergangsstimmung in Ak Kolonia

Montag, 17. Juli 2017

Die Nacht war durchzogen von heftigen Fallböhen, die über die Berge in die Bucht hinunterstürzten. Der Skipper hatte kaum geschlafen. Nach jedem heftigen Windstoss wachte er auf und warf einen Blick auf aufs Navionics, um zu prüfen, ob der Anker noch halten würde. Am Morgen waren Reto und Roger die ersten, die an Deck standen. Der Wind war noch stärker geworden. Zusammen mit dem Geschrei bei einem anderen Schiff sahen sie sich genötigt, mal einen Blick in die Bucht zu werfen. Am Horizont Weltuntergangsstimmung. Neben ihnen eine zweimal so grosse Segelyacht wie die Bavaria 50 Cruiser, die sie selber hatten. Sie schienen ein Problem mit dem Anker zu haben und kamen immer näher. Nur dank der Hilfe von einem kleinen Beiboot, das über einen starken Motor verfügte, konnte die grosse Yacht weggestossen werden. Sie war dem Treiben des Windes zu einem grossen Teil ausgesetzt.
 

Nach dem Früstück hatte sich die Crew beraten. Die Wettervorhersagen zeigten für die geplante Routen an gewissen Orten Wind von bis zu 35 Knoten an. Aus Erfahrung wusste der Skipper, dass in den Kykladen aber gut und gerne noch 10 Knoten draufgerechnet werden durften. So verwandelte sich der heiss herbeigesehnte Kykladentörn in einen Segeltörn im saronischen Golf.

 

Schnell stellten wir fest, dass dies die einzig richtige Entscheidung war. Auf der Fahrt von Kythnos nach Poros wehte der Wind bereits wieder mit sechs Beaufort, obwohl höchstens fünf vorhergesagt wurden. Der Saronische Gold liegt südlich von Athen und bot mildere Winde. Auf dem Weg dahin kam die Crew um eine Haaresbreite um eine Gewitterzelle herum, die mit bis zu 72 km/h einen harten Wind entgegensetzte.

Als die Crew nach gut sieben Stunden in Poros angekommen war, öffnete sich vor ihnen ein fantastisches Stadtbild. Was für ein Gefühl es war, 10 Meter neben der Promenade mit der Segelyacht vorbeizubrettern. Yannick navigierte sie gekonnt vorbei an den verschiedenen Anlegemöglichkeiten. Doch es war alles besetzt und bei den wenigen Nischen, die noch frei waren gab es immer irgendwelche Einschränkungen. Zusätzlich standen dann nicht selten Superreiche auf ihren Motoryachten und wiesen die Crew mit grimmiger Miene weg.

 

„Jetzt fahren wir erst recht in diese Lücken“, sagte der Skipper und manövrierte das Schiff in zwei Lücken, um zu prüfen, ob die Plätze wirklich so schlecht waren. Den einen grimmigen Gesichtern winke er dann fröhlich zu und verabschiedete diese mit einem freundlichen Lächeln, während sich die Yacht wieder aus der Lücke bewegte. Zurück also zu dem Herren, der vorher aus irgend einem Grund einlud, an seinem Schiff ins Päckchen zu gehen. Diese Lücke mass gerade mal etwas mehr als eine Schiffslänge. Der fremde Mann gab Instruktionen. Doch der Skipper machte es auf seine Art. Und es funktionierte gut, wie fast immer, wenn man nicht auf andere hört. Nur eine Sache ist nicht ganz so gut gegangen. Die Heckleine, die zuerst bim Nachbarboot befestigt war, wollte der Skipper dann an Land befestigt haben. Dabei hat er die Leine etwa sieben Meter zum Land hinübergeworfen und dabei einen Mann getroffen. Alle begannen zu lachen. Der Skipper konnte den Mann nicht sehen, da er hinter dem Kasten für Wasser- und Stromanschluss stand. Der unbekannte Mann, der vorhin gerufen hatte, war der Besitzer der Taverna Oasis. Gleich nach dem Anlegen brachte er aus seinem Restaurant einen Krug mit einem alkoholischen Getränk. Überredet! Das Abendmahl nahm die Crew bei ihm ein und es war mit Abstand das beste griechische Essen, das viele der Crew jemals gegessen hatten.

Segeln nach Hydra, dann aber auslassen

Dienstag, 18. Juli 2017

Dies war ein kurzer Segeltag. Schnell rüber nach Hyda. Dort sahen wir, dass der Hafen schon richtig voll war. Die einen Schiffe machten an der Innenseite der Mole fest. Die anderen reihten sich dann wie Kegel beim Bowling jeweils Heck zu Bug aneinander. Zuerst war der Gedanke da, auch hier zu bleiben. Doch es gab nur noch wenige Plätze und das Manöver war zu kompliziert, als dass es locker aus dem Ärmel gezaubert hätte werden können. Darum entschied der Skipper, noch eine Stunde Fahrt in die schöne Bucht Ln. Dodou in Kauf zu nehmen. Die Entscheidung fand dann später allerseits Gefallen, als der Grossteil der Crew sich im Wasser tummelte.

Porto Kheli - Das Nichts, wo eben doch etwas ist

Mittwoch, 19. Juli 2017

Gemütlich brach die Besatzung auf nach Porto Kheli (Porto Heli) - mit grossen Erwartungen. Reto war bereits ein Jahr zuvor mit einem anderen Segeltourenanbieter dort gewesen und erzählte uns von Nikis Beach Club. Südöstlich von der Bucht lag noch eine Alternative Namens Ormos Baltizas auf der Insel Spetses. Aber da wollte nur die Minderheit hin.

 

In der Bucht ankerte die Gruppe im westlichen Teil. Alle anderen Plätze waren mehr oder weniger (dauerhaft) besetzt. Und dann passierten genau zwei Dinge: Erstens stellte die Crew fest, dass der Dinghi-Motor den Geist aufgegeben hatte. Die erste Gruppe, die an Land wollte, musste nach kurzer Zeit wieder zum Schiff zurückpaddeln. Zweitens musste die Crew für das Wassertaxi, das sie anstelle des Dinghis an Land brachte, pro Fahrt vom Schiff zum Land € 40.- hinblättern. Und sonst war in dieser trostlosen Bucht genau gar nichts los. Die Stadt bot einen traurigen Anblick. Die Gestaltung der Seepromenade mit Kreisverkehren, Bäumen und Blumen, die einen verwahrlosten Eindruck machten, deuteten auf vergangene florierende Zeiten hin. Eine Gelateria versüsste uns das sonst trübe Ortsbild.

 

Schnell brach die Crew auf zur Salzlagune, die westlich hinter dem Dörfchen liegt. Man las von Wassersport wie Jetski, Windsurfen, Wasserskifahren und weiterem. Der Weg dahin führte die Crew durch Quartierstrassen und Gässlein. Nie hätte man vermutet, dahinter eine Lagune vorzufinden. Dann war sie da. Und nicht etwas wie beschrieben, sondern genauso leblos wie das Dörfchen selber. Eine kleine Konversation mit einem griechischen Vater, der seine Tochter auf dem Rücksitz seines Autos hatte, brachte Klarheit. Entweder würde die Gruppe noch eine gute halbe Stunde zu Fuss bis zu einem Wassersportzentrum gehen oder Umkehrt machen und in Nikis Beachclub gehen. Letzteres schien der Crew besser zu gefallen. Zwei Griechen erklärten, wo das Taxi sei und nach nur sechs Minuten befanden wir uns in diesem Beach Club. Es war eigentlich eine Perversion sondergleichen: Ein Luxus-Resort mit Schweizer Preisen inmitten der wirtschaftlich angeschlagenen Griechen.

 

Wem das Resort wohl gehören mochte? Jedenfalls nahm die Crew diesen doch sehr schön gestalteten Ort als Gelegenheit zum Entspannen wahr. Da war ein Pool mit tiefgelegter Bar, sodass man im Pool quasi an der Bar sitzen konnte. Überall standen Betten und Himmelbetten, runde Lounges, die zum Chillen einluden. Mindestkonsumation, so hiess es, waren € 35.- pro Person. Sehr interessant war, dass auch in diesem Resort nur ein paar andere Menschen waren. Was war denn hier bloss los? Die Crew dinnierte noch dort und liess sich danach vom Wassertaxi nochmals für € 40.- von einem 500 Meter entfernten Steg direkt zur Segelyacht fahren.

Anlegen in Poros unter drei bis vier Beaufort Seitenwind

Donnerstag, 20. Juli 2017

Aus der traurigen Bucht von Kheli fuhr die Crew den Weg wieder hoch nach Poros. Dabei drückte sie die Yacht mit bis zu sechs Beaufort Wind manchmal ordentlich, sodass ein gutes Segelgefühl aufkam.

In Poros angekommen hatte die Crew wieder den Hafenabschnitt entdeckt, wo das Restaurant von Michael war. Und zu ihrer Überraschung stand er auch schon da und pfiff die Yacht dorthin. Doch die Crew war noch gar nicht bereit. Fender mussten zuerst gesetzt werden, die Leinen bereitgemacht, überhaupt das ganze seitliche Anlegemanöver besprochen werden. Ganz in der Nähe lauerte schon länger eine Motoryacht. Als die Crew der Agamomnon schlichtweg zu lange brauchte, um sich bereitzumachen, schnappte sich der Kerl mit seiner Motoryacht den Platz. „Gut, dann holen wir uns eben einen anderen Platz“, sagte der Skipper, wobei wohl alle ein wenig auf diesen Michael vom Restraurant sauer waren, weil es ihm offenbar egal war, wer an seinen Quaiabschnitt kam. Als die Crew wegfahren wollte, pfiff jedoch der Michael wieder. Aber wo zum Teufel sollte denn die 15 Meter lange Segelyacht denn bitte dort Platz haben jetzt, wo die Motoryacht zu viel Platz beanspruchte? Ein bis zwei Minuten verstrichen noch, ohne dass sich etwas an der Situation änderte, dann entschied der Skipper, einen anderen Platz zu suchen. Und sogleich pfiff der Michael wieder, aber es war zu spät. Jacht um Jacht fuhr in den Hafen und die restlichen Plätze wurden immer weniger. Kaum zoge die Crew am westlichen Eck um die Stadt Poros, machte sich ein grosser freier Quaiabschnitt auf. Einzig ein Katamaran und ein anderes Segelschiff waren bereits dort stationiert. Der Nachteil an dieser Ecke lag im starken Nordwestwind, der unablässig und kräftig auf das Quai zuwehte. Anker runter und neben den Kat! Das Manöver verlief ausserordendlich sauber und dies bei drei bis vier Beaufort Wind.

 

Ein unrasierter, südländisch aussehender Typ mit überdimensionalem Ego tauchte plötzlich auf der Seite des Katamarans auf. „You have to make the manouver again!“, glaubte er fachkundig zu wissen. Der Skipper liess sich nicht beirren. Zwar lag der Bug der Yacht bedingt durch den Wind etwas auf dem Katamaran, aber sauber abgefendert. Doch kaum hatte die Crew die finale Parkposition eingenommen und die Ankerkette noch etwas angezogen, touchierte die Yacht nicht einmal mehr den Katamaran - auch bei ordentlich Wind nicht mehr. Das Manöver war so gut wie perfekt. Was die Crew, jedoch nicht der Skipper von diesem Macho-Typen trotzdem nachher noch gehört hatte, war: „You gonna pay for this.“ Schwierig, wenn’s keine Kratzer gibt…

 

Danach spatzierten wir durch die Stadt und gönnten uns nochmals ein Nachtessen bei Michael in der Taverna Oasis. Wunderbares Essen!

Der finale Segeltag mit sieben Beaufort zurück nach Lavrion

Freitag, 21. Juli 2017

„You gonna pay for this“, hörte der Skipper wieder in seinen Ohren. Doch diesmal war es nur die geistige Vorstellung von dem, was der Machoman von gestern von sich gab. Auch die Ausfahrt in eine zuerst friedliche, später rauhe See gelang. Auf dem eher langen Weg nach Norden zu Lavrion kämpfte die Crew dann noch mit 7 Beaufort Wind. Das Dinghi auf dem Vordeck begann mehrere Male im Wind zu schweben. Gut, dass es festgezurrt war. Regelmässig kamen Spritzer auf Deck. Der Crew schien es Spass zu bereiten! So endete eine wunderbare Woche des Segelns.


Segeln von Lavrion nach Porto Kheli und zurück

Ungewollt wurde die Route umgeplant. Nichts destotrotz fand die Crew schöne Plätzchen vor.